Lichtdurchflutetes Italien: Roadtrip im Winter durch Apulien

Ich liebe Kurzreisen. Für 3, 4, 5 Tage unterwegs sein, Neues sehen, Freiheit spüren, durchatmen. Und fotografieren, natürlich. Im Jahr 2015 unternahm ich einige davon, viele in Deutschland, viele kleine Abenteuer einfach bei um die Ecke, am Fuß der Schwäbischen Alb. Aber als der Winter näher kam, zog es mich in Richtung Sonne.

Zum ersten Mal mietete ich mir ein Auto in einem anderen Land, und hatte davor entsprechend Respekt. Es ging alles gut, wenn mein kleines Gefährt auch dauernd entweder angehupt oder überholt oder beides wurde. Die Fahrmentalität der Italiener ist einfach unübertroffen. Einmal überholte mich nachts auf einer Autobahn im Baustellenbereich, in dem 40 erlaubt war und ich mit ca. 60 fuhr, ein Polizeiauto mit mindestens doppelter Geschwindigkeit, und es war eindeutig nicht in irgendeinem dringenden Einsatz…

Die erste Station war Monopoli, welches direkt am Meer liegt. Ich fand den Namen toll, und wollte von hier aus am nächsten Morgen starten. Zuerst schaute ich mir die Altstadt bei Nacht an, und am nächsten Morgen ging es gleich früh zum Sonnenaufgang raus. Die Sonne ließ etwas auf sich warten, aber so früh morgens ist die Stimmung überall, auf dem Land als auch in Städten, einfach eine ganz eigene. Nur wenige Menschen sind unterwegs, etwas mehr Tiere, aber man ist doch weitgehend alleine. Und dann erwacht langsam alles um einen herum. Immer wieder ein tolles durchdringendes Gefühl.

Nach einem dieser genialen italienischen Cappuchini ging es zuerst nach Norden nach Poloignano di Mare, auch dieser Ort hat eine wunderschöne Altstadt direkt am Meer. Genau dieses Meer leuchtete an jenem Morgen schon in einem herrlichen Blau. Ich konnte gemütlich durch die nicht sehr bevölkerten Altstadtgassen schlendern und in Ruhe alles in mich aufnehmen. Und fotografieren.

Das nächste Ziel war Alberobello, die Stadt mit der berühmten Trulli-Siedlung. Gut, ich wusste vorher auch nicht was das ist. Aber ich schaute es mir an. Trulli sind typisch apulische Rund-Häuser, die hier in Alberobello noch in großer Anzahl vorkommen. Entsprechend überlaufen war es dort auch, und da es inzwischen mitten am Tag war, war sehr viel los. Es fand sogar gerade ein Filmdreh statt. Die Szene erinnerte sehr an Rosamunde Pilcher….

Dann ging es weiter Richtig Süden, und auf dem Weg sah ich riesige Vogelschwärme und am Straßenrand standen Olivenbäume so weit das Auge reichte. Ich musste einfach von der Autobahn abfahren und anhalten, um diese gigantischen alten Bäume aus der Nähe zu betrachten. Das Licht und die Atmosphäre zwischen diesen Giganten war atemberaubend.

Ich hatte noch eine recht weite Strecke vor mir, denn ich wollte ganz nach unten, nach Otranto am Stiefelhacken.

Abends kam ich dann im Dunkeln in Otranto an, da es im November so weit südlich noch früher dunkel wird. Hatte ich mir vorab auch nicht wirklich überlegt… aber ich war ja sowieso eher an Sonnenaufgängen interessiert. Hier, in der südlichsten Gegend Italiens wollte ich für 2 Nächte bleiben und mir in Ruhe die Küste anschauen. Meine Gastgeber in Otranto hatten es mir jedenfalls gemütlich gemacht: in meiner Wohnung brannte im offenen Küchenkamin schon ein loderndes Feuer.

Am nächsten Morgen nahm ich mir die Südküste vor. Die Landesbewohner gingen ihrem Leben nach und ließen sich von mir nicht stören. Hier unten im Süden konnte ich mich mit ihnen weniger mit Worten verständigen, am Ende waren es nur noch der Google Translator und Gesten, aber das war völlig ok. Umso weniger Worte man findet, umso herzlicher wird es. Und so bekam ich in Otranto eine Ortsrundfahrt im Auto der gerade vorbei schauenden Freundin, frisch gebackenen Kuchen von der Mama, Entenküken auf den Arm, Entenküken morgens laut schnatternd vor dem Fenster, weitere Olivenbäume en masse, weite Landschaften, viel Meer, Pizza, Eis, Sonne, Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge, aufregende Autofahrten.

Am vorletzten Tag ging es dann nach Ostuni, der weißen Stadt, und dort konnte ich mich zum ersten Mal mit einem meiner Gastgeber richtig unterhalten, und erfuhr auch noch ein bißchen was über die Gegend, in der ich war. Auch meinem geschwollenen Knöchel konnte hier endlich geholfen werden, da die Apothekerin englisch sprach. Ich war noch in Otranto beim Überqueren eines Zebrastreifens dermaßen umgeknickt, dass die Pizzaschachtel, die ich in der Hand hielt, davonflog und ich auf dem Boden landete. Zum Glück hatte ich bzw. meine wunderbaren Airbnb-Gastgeber Eis im Kühlschrank.

Ein weiterer Sonnenaufgang wartete auf mich und ich humpelte ein paar Kilometer aus der Stadt hinaus. Dort waren wieder jede Menge Olivenbaumriesen versammelt und im Hintergrund auf dem Hügel leuchtete Ostuni mit seinen weißgetünchten Häusern und seinen Sandsteinmauern.

Die letzte Nacht verbrachte ich in Trani, einem schönen kleinen Hafenort, an dem abends und morgens und eigentlich immer die Fischverkäufer am Hafen standen und ihren Fang anboten. Dort erlebte ich noch einmal ein herrlichen Sonnenuntergang, sowie einen schönen Sonnenaufgang, der vor allem die wunderschöne Kirche direkt am Meer toll in Szene setzte.

Insgesamt hatte ich 1 – 2 Tage zu wenig, Apulien ist doch größer als ich dachte. Ich hätte mir gerne noch im Norden die Gargano-Halbinsel angeschaut. Aber für den Anfang habe ich einen Überblick über diese Region Italiens gewonnen – ein wunderschöner, geerdeter, ruhiger Landstrich mit freundlichen Menschen, der eine Reise lohnt.